Ein Friseur-Salon erzählt seine Geschichte
Bevor ich ein Friseurgeschäft wurde, habe ich schon viele verschiedene Berufe beherbergt, da ich in einem Haus untergebracht bin, welches im oder sogar vor dem Dreißigjährigem Krieg (1618 bis 1648) gebaut wurde. So war ich eine Schusterwerkstatt, ein Lebensmittelladen mit Milchsammelstelle und Wohnung.
Dann, 1946 werde ich von Georg und Luise Keil als Friseursalon umgebaut. Die Beiden richten im heutigen Herrensalon drei Damenplätze und den noch heutigen vielgenutzten Herrenbedienungsplatz ein.
Das Fachwerk mußte mit Sperrholz, dem sogenannten Limba verkleidet werden. Dann wurde der Bedienungsplatz mit Bad Camberger Marmor in Auftrag gegeben und eingebaut.
Die Damenplätze wurden eingerichtet, ein Badeofen im 1.OG eingebaut und das warme Wasser durch die Decke geleitet. Der Badeofen war eine Errungenschaft aus dem Besitz des früheren Chefs von Georg Keil, dem Friseurgeschäft Fuchs und Rösner. Die Hauben, die Spiegel und die Haarschneidemaschine haben die beiden in Königstein Kronberg geschrottelt.
Nach 14 Jahren kamen große Veränderungen. Der Salon wurde umgebaut und der Sohn Alfred stieg mit in das Geschäft ein.
Für die Damen wurde ein neuer Raum angebaut — der alte Damensalon wurde Verkaufsraum.
Darin wurden Babynahrung, kosmetische Produkte und vieles mehr angeboten.
Der neue und jetzige Damensalon hatte drei Vorwärtswaschbecken und ein Rückwärtswaschplatz mit zwei Sitzgelegenheiten. Alles diskret mit Vorhängen abgeteilt, damit die Herren nicht mitbekommen wieviel die Damen an ihrer Schönheit nachbessern. Oder die weibliche Nachbarschaft nicht über den einen oder anderen Versuch sich zu verschönen in Kenntnis zu setzen.
Damals hieß der Werbeslogan des Salons: "Wir bringen Ihre Schönheit zur Geltung"
Dieses Becken wurde 1989 erneuert und das alte aus Plastik bestehende Becken entsorgt.
1990 folgte der Einbau des zweiten Rückwärtswaschplatz - doch alte Häuser erfordern Spezialbehandlungen ...
2009 erfolgten radikalere Veränderungen im ganzen Geschäft:
Alfred und Ulrike Keil übergeben mich an Ihre Tochter Nicole Nies. Sie fängt an zu renovieren:
Der Boden wird ausgetauscht, Holzbalken werden freigelegt, das Ein oder Andere bekommt einen neuen Anstrich oder neuen Bezug und fertig ist ein neues Salonambiente welches bei der Kundschaft gut ankommt. Die „Frisuren in freundlicher Atmosphäre“ werden nach Kundenwunsch mal trendig, mal klassisch erstellt.
Im Dezember 2010: Zwei Hauben und der Hairmaster ersetzen alte Geräte.
Ich, der Grandseigneur hier, das "vielgenutzte Museum" stamme aus dem Gründungsjahr 1946. Mein Camberger Marmor wird jeden Samstag auf Hochglanz poliert.
Die geschrottelten Haarschneidemaschinen von 1946 und einige andere Raritäten hängen an meiner Wand, einsatzbereit aber nicht genutzt − ein Hobby von Alfred Keil.
Sätze von Kunden wie "Wenn du das wegrenovierst kommen wir nicht mehr" lassen mich aufatmen. Nicole lässt mich weiterleben.
Oktober 2013: Schon wieder ein Umbau
Nach einem Defekt im Schwenkarm eines Rückwärtswaschbeckens muss alles erneuert werden. Den Fachmann für Friseureinrichtungen habe ich, mit meinem sanft geschwungenem Boden und den vielen Ecken auf die Probe gestellt- eine staubige Angelegenheit dieses Sägen im Salon.
Nach der Umbaumaßnahme noch jede Menge Make-Up für die Wände. Ich konnte nach den Jahren das ROSA nicht mehr sehen und sehnte mich nach frischem GRÜN. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
So sieht nun der Friseur Salon Keil in Wiesbaden-Auringen aus:
Ich bin mal gespannt wie es weitergeht — der alte neue Salon Keil ...